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[Anleitung] Riss in Verkleidung - Reperaturanleitung
Ein Umfaller oder ein kleiner Sturz und schon ist es geschehen: In der Verkleidung ist ein unübersehbarer Riss.
Ein Problem, das im Forum und nicht nur hier immer wieder nach Lösungen schreit.
Hier eine Anleitung, die dem einen oder anderen vielleicht eine Hilfe ist. Ausdrücklich erkläre ich, dass ich das alleinige Urheberrecht für diesen Text habe. Eine Übernahme auch nur teilweise auf kommerzielle Websites untersage ich ausdrücklich!
Vorbemerkung:
Die Kunststoffteile eines Autos, Motorrads oder Rollers bestehen leider nicht aus Glasfaser verstärktem Kunststoff (GFK) oder Epoxy, sondern aus ABS. Was ist denn das? Hier liefert Wikipedia eine Antwort: http://de.wikipedia.org/wiki/Acrylnitril-Butadien-Styrol
Die Herstellung der Teile mit ABS ist im Verhältnis zu GFK und Epoxy (Bootsbau) relativ einfach und kostengünstig. Das ABS-Granulat wird in die Maschine eingefüllt und durch ein Verfahren mit Form, Druck und Wärme (ca. 380 Grad Celsius) wird binnen Sekunden das Formteil hergestellt. Zack und schon kommt das nächste Teil.
Das Problem bei ABS hat dann der Kunde, wenn eine Beschädigung oder Riss an dem Formteil entstanden ist.
Reparaturen:
Handelsübliche Spachtelmasse stellt keine Verbindung mit ABS her. Das Abplatzen ist unvermeidbar.
Glasmatten mit Kunststoff stellt nur eine oberflächliche Reparatur her. Die Teile werden nicht wirklich verbunden. Um eine ausreichende Stabilität zu erreichen, müssen die Matten auf der Rückseite aufgebracht werden. Das Ergebnis ist mäßig!
Ein weiterer häufiger Reparaturvorschlag ist, den Riss mit 2-Komponenten-Kleber zu verschließen. Habe ich selber ausprobiert. Hielt tatsächlich bis es zu einer Belastung durch eine Poliermaschine kam. Der Riss war fein wie ein Haar wieder erkennbar.
Was macht man nun, wenn der Kotflügel des Vorderrades einer Vespa ET oder LX einen Riss hat?
Bei Vespa einen neuen Kotflügel in der gewünschten Farbe bestellen. Mit Glück hält man den Kotflügel nach ein paar Tagen in den Händen und reicht so um die 110 (T)Euronen über den Ladentisch. Der Kotflügel ist einteilig.
Um ihn einbauen zu können, muss der komplette Vorbau zerlegt werden. Nebenbei kann man dann gleich noch die Bremsflüssigkeit austauschen. Wenn man das einer Werkstatt überlässt, muss man nochmals zwischen 100 und 130 € auf den Tisch legen. 230 € für einen kleinen Riss?
Hier eine praktikable Alternative:
1. Benötigtes Werkzeug und Material (Preise sind über dem Daumen gepeilt)
Aus dem Heimwerkermarkt:
1 Lötkolben 80 W, besser 100 W für 15 €,
ABS (gibt es nur in der 100 g Packung) für 7,50 € (in der Werkzeugabteilung unter Zubehör für Heißluft-Pistolen zu bekommen),
Nassschleifpapier 180, 280, 400 und wenn es ganz glatt werden soll 600er Körnung,
2-Komponeten-Feinspachtel 5 €.
1 Kunststoff-Japanspachtel 1 €
1 Rolle Malerklebeband zum Abkleben 5 € und
1 Pächchen dünne Schutzfolie 2 €.
Aus dem Lackgeschäft
1 Spraybüchse Grundierung (im Farbton möglichst nahe an der Lackfarbe) für 6 €,
1 Spraybüchse, die nach dem Fahrzeug gemischt wird, für 10 € (Achtung: Vespa benötigt möglicherweise Vorlack 8 € und Perlack 12 €)
1 Spraybüchse Klarlack.
Aus dem Werkzeugschrank (eigenen oder Freunden)
Deltaschleifer, Mouse oder ähnliches mit Schreifpapier,
1 Schlitzschraubendreher,
Verlängerungsschnur.
Sonstiges
1 Helfer und Freund,
1 Eimer zur Hälfe gefüllt mit Wasser,
Haushaltsrolle oder Lappen,
Stromanschluss,
Zeit (zusammen etwa 3 Stunden)
und gutes Wetter oder gut belüftbare Garage.
2. "Schweißen"
2.1 Lötkolben in die Steckdose der Verlängerungsschnur stecken und auf die Erwärmung des Lötkolbens warten. ABS schmilzt etwa bei 380 Grad Celsius.
2.2 Der Lötkolben ist ausreichend heiß, wenn die Spitze eine ABS-Stange (etwa 15 cm lang) schmelzen lässt.
2.3 Der Helfer fügt die Teile aneinander bzw. hält das Werkstück.
2.4 Mit der Spitze des Lötkolbens den Riss anschmelzen. Wer es einmal probiert, wird wissen, was ich meine. Je nach Länge des Risses mehrere "Schweißpunkte" setzen. Der Helfer kann sich den Schweiß von der Stirn wischen und etwas entspannen.
2.5 Nun den gesamten Riss mit dem Lötkolben bearbeiten. Die beiden Teile schmelzen an und verbinden sich, wenn der Lötkolben entfernt wird.
2.6 Der Riss ist jetzt zwar nicht mehr vorhanden, aber das verflüssigte ABS hat eine deutliche Narbe, die noch mit dem gekauften ABS gefüllt werden muss.
3. Füllung
3.1 Die ABS-Stange, die bereits für die Prüfung des Lötkolbens gedient hat, wird nun an die Narbe geführt und mit dem Lötkolben zum Schmelzen so gebracht, dass eine heiße Verbindung mit dem Formteil hergestellt wird. Das sieht vielleicht auf den ersten Blick erschreckend aus, aber jetzt ist beherztes und konzentriertes Weitermachen angesagt.
3.2 Die Narbe wird erhaben ausgefüllt, sodass sich eine Art Wulst bildet, der rechts und links breiter als der Riss ist. Das sieht nicht schön aus, aber ist für die Stabilität notwendig.
3.3 Wenn der Riss vollständig gefüllt ist, kann der Lötkolben aus der Dose der Verlängerungsschnur gezogen und zum Abkühlen sicher zur Seite gelegt werden.
3.4. Der Helfer sorgt für Unterhaltung und Getränke.
4. Grobes Schleifen
4.1 Vorsichtig mit dem elektrischen Scheifgerät 180er Körnung die Unregelmäßkeiten ausschleifen. Das kann man natürlich auch mit Muskelkraft machen - dauert aber länger, ist dafür aber sicherer. Mit einem elektrischen Schleifgerät kann man auch weiteren Schaden anrichten. Daher ist vorsichtiges Arbeiten angesagt!
4.2 Die restlichen Ausgleichsarbeiten durch Schleifen mit der Hand durchführen. Im Ergebnis sollte die Oberfläche glatt und einigermaßen eben sein. Mehr Stabilität wird erreicht, wenn die glatte Narbe noch deutlich breiter als der ursprüngliche Riss ist.
5. Glätten
5.1 Jetzt gemäß Gebrauchsanweisung ein wenig Feinspachtel im Deckel der Packung anrühren. Für die Öffnung der Dose wird der Schlitzschraubendreher benötigt.
5.2 Nach der Mischung die Spachtelmasse sofort auf die Narbe auftragen, da sie nur wenige Minuten verarbeitet werden kann.
5.3 Mit dem Japanspachtel die Spachtelmasse glatt ziehen.
5.4 Jetzt eine halbe Stunde Pause machen, denn so lange muss der Spachtel mindestens reagieren.
5.5 Die Wartezeit kann man mit dem Freund und Helfer gut verbringen.
6. Nassschleifen
6.1 Doch zuerst noch die groben Stellen trocken vorsichtig glätten.
6.2 Den Wassereimer bereitstellen.
6.3 Ein Stück 280er Körnung ins Wasser tauchen und den Feinspachtel vorsichtig schleifen.
6.4 Immer mal wieder in den Eimer tauchen.
6.5 Die vorigen Arbeitsgänge mit 400er Körnung wiederholen. Zwischendurch das Ergebnis nach dem Abwischen mit dem Haushaltstuch oder Lappen prüfen.
Anmerkung: Wer es schneller machen will, kann auch mit dem 180er Papier arbeiten, dann aber mit Ruhe und wirklich nur vorsichtig.
6.6 Nun die Büchse mit der Grundierung etwa zwei Minuten durch den Helfer schütteln lassen. 6.7 Die nicht zu lackierenden Teile des Rollers mit der Folie und dem Malerband abkleben.
Anmerkung: Nach Möglichkeit sollte immer ein komplettes Formteil lackiert werden, damit Farbunterschiede nicht so deutlich werden. Wenn das nicht möglich ist, muss bei beachtet werden, dass scharfe Abklebungen zu erhabenen Rändern führen. Es ist dann besser, wenn man bei der Lackierung "abwedelt".
6.8 Die Grundierung aufsprühen (etwa 30 cm Entfernung). Immer nur wenig, damit eine Rotz- bzw Laufnasen entstehen. Die Grundierung trocknet recht schnell.
6.9 Mit Nassschleifpapier feiner Körnung die Grundierung nass glätten (Wer es ganz glatt haben will, kann 600er Körnung einsetzen. Das lohnt sich aber nur, wenn man super im Lackieren ist).
6.10 Das Teil waschen und trocknen lassen.
7. Lackierung
7.1 Der Helfer schüttelt die Büchse des ersten "Farbanstrichs".
7.2 Erst an einem Stück Brett eine Probesprühung vornehmen.
7.3 Teil aus 30 cm Entfernung nebelartig besprüchen. Nur dünne Schichten kreuzartig sprühen.
7.4 In Geduld üben. Im Farbgeschäft wird man gesagt haben, wie lange man warten soll.
7.5 Nach dem letzten Farbanstrich mindestens eine halbe Stunde warten.
Anmerkung: Bei Vespa muss das Ganze vielleicht wegen der Perla-Farbe wiederholt werden.
7.6 Diesmal darf der Helfer zusehen, wie die Büchse mit dem Klarlack 2 Minuten geschüttelt wird.
7.7 Den Klarlack nach der bekannten Methode aufsprühen.
8. Probleme
8.1 Im Freien ist man den Witterungsverhältnissen und den Insekten ausgesetzt. Meistens tuen sich beide zusammen um das Arbeitsergebnis zu beeinflussen (leider nicht im positiven Sinne).
8.2 In geschlossenen Räumen ist die Belastung durch Staub und Geruch (schädlich?) auch nicht so toll.
8.3 Aber das größte Problem ist der Handwerker selbst, der ungeübt und ungeduldig zu schnell beste Ergenisse erwartet.
9. Wünsche
Ich wünsche Euch allen, dass Ihr diese Anleitung nicht benötigt und immer eine gute Fahrt
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